von Karl Kraus
Eintritt freiwillige Spende
Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges schrieb Karl Kraus in den Jahren 1915-1922 "Die letzten Tage der Menschheit", eine "Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog". Kraus schreibt im Vorwort, das Stück "sei einem Marstheater zugedacht", da ein normales Publikum ihm nicht standhalten könne. Wegen seiner enormen Anforderungen ist es noch nie komplett aufgeführt worden, es gehört zu den großen ungehobenen Schätzen des Welttheaters.
Das Werk umfasst insgesamt 220 Szenen. Auf Straßen, in Kaffeehäusern, Ministerien, Schlafzimmern, Schützengräben, Armee-Kommandos, Kirchen, Amtsstuben, Gerichten, Friseurläden, Bahnhöfen werden Unterhaltungen, Telefongespräche, Ansprachen, Vorträge, Diskussionen, Erlässe, Befehle, Pressemitteilungen oder einfach zufällige Begegnungen in österreichischen und deutschen Städten sowie an diversen Fronten wiedergegeben.
Das Personenverzeichnis enthält hunderte Sprechrollen und reicht vom "einfachen Mann" bis zu kaiserlichen Hoheiten ... - in den über 200 Szenen werden ständig neue, Charaktere vorgestellt. Teilweise historisch, teilweise frei erfunden teilen sie ein Schicksal: Kraus reiht ihre zu großem Teil aus Zitaten bestehenden Textzeilen so aneinander, dass ihre Ungereimtheiten, inneren Widersprüche und scheinheiligen Argumente offen gelegt werden.
Mit Fortschreiten des Stücks - und damit des Krieges - wandelt sich die Stimmung in ein dumpf brütendes Schweigen, zur zivilen Bevölkerung gesellen sich Invalide, Krüppel, Larven und Lemuren. Die tierischen, gierigen und barbarischen Züge, die die Menschen im Krieg angenommen haben, werden nach und nach offenbart. Exzesse und Brutalitäten von Offizieren und Kriegsgewinnlern werden auf die Spitze getrieben. Der Wahnsinn des Krieges gipfelt in einer apokalyptischen Vision - die Menschen haben sich eines Lebens auf der Erde nicht als würdig erwiesen.
Karl Kraus hielt sein heute wohl berühmtestes Werk für ein irdisches Theater als zu umfangreich.
Quelle: www.letztetage.com
Martin Ploderer:
Nach der Matura am Lycée Français de Vienne studierte Martin Ploderer zunächst Rechtswissenschaften und Theaterwissenschaften, absolvierte aber auch die staatliche Bühnenreifeprüfung. Nach Auftritten in Wien und Berlin übersiedelte er nach Paris, wo er u.a. an der renommierten privaten Schauspielschule „Cours Florent“ unterrichtete. In der Folge führte ihn sein Weg an die Österreichische Botschaft in Paris (Presse- und Informationsdienst). Nach seiner Rückkehr nach Wien war er zunächst einige Jahre in unterschiedlichen Branchen tätig, bevor er sich entschloß, wieder zu seiner eigentlichen Berufung als Schauspieler auf die Bühne und vor die Kamera zurückzukehren. Eine große Rolle spielte dabei seine Liebe zum geschriebenen und gesprochenen Wort. In einer Zeit zunehmender sprachlicher Beliebigkeit ist es Martin Ploderer ein besonderes Anliegen, bei seinem Publikum die Hochachtung vor dem Wort zu bestärken bzw. zu wecken und diesem durch eine persönliche aber dennoch werktreue Interpretation bedeutender Literatur den ihm gebührenden Platz einräumen.
Seit dem Gedenkjahr 2014, in dem er zum ersten Mal die Gesamtfassung der "Letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus an 16 Abenden im Wiener Pygmalion-Theater präsentierte, ist er mit Auszügen daraus im In- und Ausland auf Gastspielreisen unterwegs. Beim Monodramen-Festival in Kiew wurde ihm dafür der Publikumspreis zuerkannt. Die Gesamtaufnahme des Werks als Hörbuch auf 18 CDs (erschienen im MONO-Verlag) kam auf Platz 1 der Hörbuch-Bestenliste des Hessischen Rundfunks hr2.
In einem weiteren Großprojekt las er 2017 an neun Abenden die gesamte "Göttliche Komödie" von Dante Alighieri in der deutschen Übersetzung in Versen von Hans Werner Sokop.
Martin Ploderer tritt sowohl in französischer als auch in deutscher Sprache auf.