Leben und Wirken eines großen und engagierten Europäers mit Weitblick Dr. Otto von Habsburg-Lothringen
Mag. Georg Reichlin-Meldegg, Historiker u. Buchautor, spricht am Freitag, 14. Juli ab 19:30 Uhr im Rahmen eines Lichtbildervortrags über Dr. Otto von Habsburg-Lothringen, der 2017 seinen 105. Geburtstag gefeiert hätte. Denn viele Talente der Großen unter den Habsburgern konnte man in ihm wiedererkennen: die Gottergebenheit von Kaiser Karl V., den großen Arbeitseifer und das Pflichtbewusstsein von Kaiser Franz Joseph, die Zuneigung zu den Völkern und Volksgruppen Europas, die seinen 2004 seliggesprochenen Vater, Kaiser Karl I., auszeichnete. Eine weitere Parallele schenkte ihm ein gnädiger Gott: Wie sein Vorfahre Kaiser Friedrich III. besiegte er seine Widersacher, - indem er sie überlebte.
Von radikalen Ideologen verfolgt und verleumdet, war Otto von Habsburgs Leben von einer unverrückbaren Erkenntnis geprägt: Er hatte von seinem Vater weder Reich noch Krone, weder Herrschaft noch Thron geerbt, wohl aber das Bewusstsein, eine nicht delegierbare Verantwortung zu tragen.
Noch vor dem Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 gelang dem Habsburger, der von den Nazis zum Tode verurteilt worden war, 1939 die Flucht über Frankreich in die USA. Es ist heute historisch unbestritten, dass Otto von Habsburgs persönlicher Einfluss auf US-Präsident Franklin Roosevelt und auf den britischen Premier Winston Churchill wesentlich dazu beitrug, dass Österreich als Staat wieder errichtet wurde, und dass die Alpenrepublik nicht hinter dem Eisernen Vorhang verschwand.
Als Staatsmann ohne Staat war das gesprochene und geschriebene Wort jahrzehntelang seine einzige Waffe. Jedoch nicht zu seinen Feinden gehörte Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky: Auf seine Initiative durfte Habsburg wieder nach Österreich einreisen. Sie erinnern sich: 1972 kam es in der Hofburg zum "historischen Handschlag" mit dem Bundeskanzler.
Erst 1978 nahm er, Nachfahre europäischer Könige und Kaiser, die deutsche Staatsbürgerschaft an, um für das erste direkt gewählte Europäische Parlament zu kandidieren. In dieser Funktion versuchte er, noch zeitlich weit vor dem Eintritt Österreichs in die EU, (Anm.: im Jänner 1995) den Anliegen Österreichs in Brüssel eine Stimme zu geben. Aber er agierte auch als erster Sprecher Ungarns, Kroatiens, Bosnien-Herzegowinas, - ja aller Völker, denen die eiserne Faust des Kommunismus das Mitwirken am Projekt Europa verwehrte
In den Jahren seiner parlamentarischer Tätigkeit wuchs die Breite der Anerkennung, denn seine Vision begann sich 1989 zu erfüllen: Otto von Habsburg war Mitinitiator und Schirmherr des „Paneuropäischen Picknicks“ am 19. August 1989, als DDR-Bürger über die nunmehr offenen Grenzen Ungarns strömten.
Seine Lebensweisheit hatte er in über 30 Bücher verpackt: "Wer nicht weiß, woher er kommt, der weiß auch nicht, wohin er geht, weil er nicht weiß, wo er steht".
Dr. Otto von Habsburg starb am 4. Juli 2011 im 99. Lebensjahr in seinem Haus am Starnberger See und wurde am 16. Juli unter großer Anteilnahme der Bevölkerung neben seiner Gattin Regina in der Kapuzinergruft in Wien beigesetzt.