Eintritt: freiwillige Spende
Wolfram Huber beginnt seinen nunmehr neunten sommerlichen Lesezyklus im Museum der Stadt Bad Ischl mit der Erinnerung an die größte österreichische Dichterin , an Marie von Ebner-Eschenbach - die allerdings, da sie auf Schloss Zdislawitz in Mähren geboren wurde, noch mit 18 Jahren besser tschechisch als deutsch gesprochen hat. Geschrieben hat sie allerdings auf Deutsch, wobei sie lange warten musste, bis ihr endlich der Durchbruch als Schriftstellerin gelungen ist.
Dieser Abend ergänzt Daniela Strigls Präsentation ihres äußerst interessanten und inhaltsreichen Werkes über die Dichterin, die anfangs Mai im Museum erfolgte. Jetzt bringt Wolfram Huber Ausschnitte aus dem reichen Schaffen der Dichterin, wobei im Gedächtnis der Nachwelt meist nur die tragische Hunde-Erzählung "Krambambuli" geblieben ist – auch deswegen, weil sie mehrfach verfilmt wurde. Wer aber glaubt, Ebner-Eschenbach war eine nette Erzählerin ebenso netter und rührseliger Geschichten, der irrt. Obgleich sie aus altem Adel stammte, erkannte sie sehr wohl die sozialen Spannungen ihrer Zeit und setzte sich in ihren Werken oftmals für die Benachteiligten ein - zum Beispiel in "Das Gemeindekind" , in dem der Sohn eines Mörders und einer Zuchthäuslerin dir Hauptfigur ist, oder in einem ihrer ersten großen Erfolge "Bozena", porträtiert sie eine Dienstmagd. Ihr ganzes Werk ist durchzogen von Nächstenliebe, oftmals gepaart mit einem Schuss Humor. Dies soll auch der Lese-Abend zeigen, indem zunächst ihr Neffe Graf Dubsky mit Erinnerungen an seine alte Tante zu Wort kommt, wobei das Publikum fast nebenbei die wahre Entstehungsgeschichte von "Krambambuli" erfährt. Dieser Neffe war aber in seiner Kindheit ein wenig aufsässig - und was war das Heilmittel dagegen? Ein Märchen, das dir große Dichterin dem Sechsjährigen gleichsam auf den Leib geschrieben hat und in dem er sich wiedererkennen konnte. Dieses Märchen ist heute völlig unbekannt und wird somit der Vergessenheit entrissen.
Ihr Humor kommt dann in einer Erzählung über eine lebenslustige Komtesse zum Ausdruck, die in "Liebes- und Heiratssachen" verwickelt wird. Ergänzt wird das abwechslungsreiche Programm von einigen Aphorismen aus ihrer reichhaltigen Sammlung, die weithin große Bedeutung erlangt hat. Zwei Beispiele seien hier daraus angeführt: "Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde - alle dummen Männer.", sowie: "So mancher meint ein gutes Herz zu haben, und hat nur schwache Nerven."