Unter diesem vielversprechenden Titel verbirgt sich eine kleine Kostbarkeit: Wolfram Huber lässt an seinem zweiten Abend in seinem sommerlichen Lese-Zyklus im Museum eine ganze versunkene Welt wieder auferstehen: Anhand der Werke von Claretta Cerio, einer Deutsch-Italienerin, der Großvater August Weber sich 1880 auf Capri angesiedelt und eine der ersten Pensionen eröffnet hatte, in der vorwiegend ein wenig skurrile Künstler abgestiegen sind, bietet sich der Zuhörerschaft ein kaleidoskopartiges, farbenreiches Bild von der berühmten Insel, seinen ebenso berühmten Besuchern und seinen kauzigen, aber oft liebenswerten Bewohnern. Mit feinem Humor und in einer melodischen Sprache gelingt es Cerio mühelos, ihre Leser in ihren Bann zu ziehen. Dass sie zudem eine genauer Kennerin der Insel und ihrer Bewohner war, ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass sie Jahrzehnte dort verbracht hat, sondern auch darauf, dass ihr Mann Edwin einige Jahre Bürgermeister von Capri war und viele bedeutende Werke über Flora und Fauna dieser Gegend verfasst hat.
Im zweiten Teil werden die Zuhörer nach Korfu „entführt“, und die „Entführerin“ ist niemand Geringerer als Kaiser Elisabeth; zählte doch die Insel zu ihren liebsten Aufenthaltsorten, wo sie sich auch ihren weithin bekannten Palast, das Achilleion, errichten ließ. Aber auch der mehrmals zum Nobelpreis vorgeschlagene Lawrence Durrell, der einige Jahre auf Korfu verbracht hat, kommt zu Wort – und nicht zuletzt die Darstellung Homers, wie die schöne Nausikaa den gestrandeten Odysseus in einer Bucht bei Paläokastritsa findet.
Wer die Kaiserin auf ihren Wanderungen auf Korfu begleiten will und anhand ihrer dokumentierten Aussprüche den Menschen hinter dem Mythos näher kennenlernen will, sei schon jetzt auf eine eingeschobene Lesung am Freitag 13. September verwiesen, der sich ganz dem Thema Korfu und Sisi widmen wird.
Musikalisch wird der Abend von Ralph Petruschka am Klavier abwechslungsreich mit südlichen Melodien umrahmt.
Eintritt: freiwillige Spende