"Als Frau Irene die Treppe von der Wohnung ihres Geliebten hinabstieg, packte sie mit einem
Male wieder jene sinnlose Angst ….es war nicht das erstemal, dass sie den gefahrvollen Besuch
wagte….Der Weg zum Rendezvous war unbedenklich leichter". So beginnt eine der bekanntesten
und spannendsten Erzählungen von Stefan Zweig. Frau Irene, Gattin eines stadtbekannten
Rechtsanwaltes und Mutter zweier Kinder, bricht aus ihrer bürgerlichen Existenz aus und setzt damit
eine Kettenreaktion unvorhergesehener Ereignisse in Gang.
Stefan Zweig erweist sich in dieser Erzählung wieder einmal als Meister der psychologischen
Raffinesse. Nicht ohne Grund wird gerade er 1939 in London seinem Freunde Sigmund Freud die
Grabrede gehalten haben. Wie er schon von Beginn an die Spannung aufzubauen weiß, die sich
letztlich fast bis ins Unerträgliche steigert, wie er die immer enger werdenden Handlungsknoten ganz
unerwartet aufzulösen weiß, das zeigt die Hand des Könners. Immerhin wurde der Stoff zwischen
1928 und 1978 viermal verfilmt und auch dramatisiert. 2o1o war die Novelle als Theaterstück
sowohl in den Münchner Kammerspielen als auch bei den Salzburger Festspielen zu sehen, wenn
auch mit leicht veränderter Aussage.
Wolfram Huber bringt den Text original – wenn auch leicht verkürzt – in seinem diesjährigen
Sommerzyklus "Perlen der Literatur" im Museum der Stadt Bad Ischl.
Eintritt freiwillige Spende