Ein ganz besonderer Abend im Programm des Museums der Stadt Bad Ischl: Gabriele Schuchter (ehem. Burgtheater und Volkstheater), bei uns von vielen Auftritten her bekannt und beliebt, kommt eigens aus Wien, um mit Walter Gellert vom ORF und Wolfram Huber drei Szenen aus Arthur Schnitzlers "Anatol" in einer szenischen Lesung darzubieten, wobei sie drei gänzlich verschiedenen Frauenrollen darstellen wird. Unter anderem auch die berühmte Gabriele, wie sie vielen noch von Paula Wessely (mit Robert Lindner) im Ort sein mag.
Die Produktion wurde bereits erfolgreich an verschiedenen Spielorten in Wien gezeigt und macht nun auch Station in Bad Ischl.
Anatol ist die Verkörperung des schon ein wenig müden Liebesabenteurers, der sein Herz besonders an das "Süße Wiener Mädl" gehängt hat, eine von Schnitzlers eigenständigen Schöpfungen, denen er unterstellt,"..sie hat ... den Geist eines Mädchens, das zu l ieben weiß". Im Selbstgenuss seiner Melancholie und wechselnden Stimmungen schrammt er zielsicher stets an der Erfüllung seines Traumes von Liebe und Treue vorbei, indem er von anderen verlangt, was er selbst nicht bieten will oder kann. So bleibt er in seinen Beziehungen immer an der Oberfläche, obwohl er sich nach Tiefe und großer Liebe sehnt. Das Muster seines Lebens, in jeder neuen Frau die Erfüllung zu suchen, aber nicht zu finden, erfüllt sich auf tragische und dennoch - für das Publikum - heitere Weise. Denn Schnitzlers Kunst der Dialogführung zeichnet die Menschen mit all ihren Schwächen, ohne sie brutal bloßzustellen. So verspricht dieser Abend, ein besonderer Kunstgenuss zu werden.
Eintritt: freiwilllige Spende
Photo: Walter Gellert, Gabi Schuchter, Wolfram Huber
Copyright: haus Hofmannsthal, Wien
Die Veranstaltung wird unterstützt von der Sparkasse Bad Ischl
Abschiedssouper
Weihnachtseinkäufe
         Pause
Anatols Hochzeitsmorgen
Gabriele Schuchter als Anni, Gabriele und Ilona
Walter Gellert als Max
Wolfram Huber als Anatol
Der Einakterzyklus "Anatol" aus 1893 war Schnitzlers erster großer Bühnenerfolg. Anatol gilt als der Prototyp des leichtsinnigen, melancholischen, ichfixierten Bonvivants und Schnitzler als der "Entdecker", wenn schon nicht Erfinder, des "süßen Wiener Mädls". Diese Kombination führt zu Konflikten. Denn Anatol als ein stetig Suchender, der aber gefühlsmäßig immer an der Oberfläche bleibt, lebt zwar in ständiger, oft wehleidiger Sehnsucht, deren Erfüllung auf die Dauer aber scheut er. Ein weniger begabter Dichter als Arthur Schnitzler hätte aus diesem Stoff womöglich sentimental-tragische Szenen gemacht, ihm aber gelingt es, nicht zuletzt aufgrund seiner zwischen oft unfreiwilliger Komik und menschlicher Schwäche schwankenden Dialogführung, die Charaktere so zu zeichnen, dass das Publikum schon nach kurzer Zeit genau spürt, was hinter der Fassade der Worte verborgen ist - die Tragikomik des Lebens, das Eingeschnürt-Sein in ein Verhaltensmuster, das zu ändern schier unmöglich scheint. So bilden die Szenen letztlich die Darstellung des In-Sich-Verstrickt-Seins, aber vorgeführt mit leichter, unbeschwerter Hand. Daraus resultiert auch Anatols Erfolg bis auf den heutigen Tag.
Gabriele Schuchter
Geb. in Salzburg, Ausbildung am Reinhardt-Seminar, studierte aber auch Klavier und Cello am Mozarteum Salzburg und an der Musikhochschule Wien. Engagements an zahlreichen Theatern und Opernhäusern: Burgtheater (7 Jahre Ensemblemitglied), Theater in der Josefstadt, Volksoper, Volkstheater (bis 2oo5 Ensemblemitglied), Schauspiel Bonn, Salzburger Festspiele; derzeit in Reichenau in Hermann Bahrs "Das Konzert", sowie in Dreharbeiten zur TV-Serie "Alles Glück dieser Erde" über die Lippizaner in Piber und Wien; Film- und TV-Produktionen, sowie Hörspiele, Auftritte in Hallstatt und Bad Goisern unter Peter Wesenauer, sowie in Bad Ischl 2oo5 in "Ein Walzertraum" von Oscar Straus.
Walter Gellert
Geb. in Wien, Studium an der Schauspielschule Krauss. Engagements an Wiener Klein- und Mittelbühnen, sowie am Burgtheater; Tourneen durch Österreich, Deutschland, Schweiz und Holland. TV-Filme und Hörspiele; seit Mitte der 7o-iger Jahre Kulturjournalist, bis Ende 2oo3 Leiter der Aktuellen Kultur in Ö1 und Gestalter der Sendung "Im Künstlerzimmer". Seit 2ooo regelmäßig Lesungen mit Schiller, Rilke, Hofmannsthal, Kafka, Altenberg, Kuh, Jandl, etc. Seit 2oo6 Produktinonen von "Armes Theater Wien", sowie seit 2oo9 als "Herr Karl" in Wien, Salzburg, Linz, Villach, u.a.
Wolfram Huber
geb. in Wien, Studium von Theaterwissenschaften und Jus (Dr.), sowie Klavier, Geige und Gesang; Mitwirkung bei Produktionen der Wiener Staatsoper, Volksoper, der Salzburger Festspiele, sowie des Theaters in der Josefstadt von 1966 bis 1975; Leiter der Musikabteilung des Thomas-Sessler-Verlages bis 1979, danach freier Mitarbeiter des ORF; Sprechtechnik bei Prof. Gerty Schrotzberg (Burgtheater); mehr als 6oo Lesungen in Österreich, Deutschland und Kroatien; vier eigenen Lese-Zyklen (Wien, Gloggnitz, Bad Ischl ); 3 Bücher, 6CDs (davon eine am 4. Platz der Bestseller-Liste der Hörbücher 2oo4). Lebt in Wien und Bad Ischl.