Österreich-Ungarns Kavallerie
Im 19. Jahrhundert erlangte die österreichisch-ungarische Reiterei ihre schönste Ausformung, ihre höchste Popularität und größtmögliche Perfektion. Die Remonten für den militärischen Bedarf stammten aus den Gestüten im Osten und Südosten des Reiches. Sie stellten vor allem genügsame, ausdauernde Armeepferde, die aus dem Hunger eine Kunst machen konnten und vielseitig einsetzbar waren. Haflinger und Huzule entstammten den Gebirgsregionen und leisteten sowohl in der Landwirtschaft als auch bei der Truppe hervorragende Dienste als Tragtiere.
Stets war bei der Kavallerie das Gefühl vorhanden, einer Elite anzugehören. Jeder Offizier musste neben seinem Dienstpferd (Chargenpferd) auch über ein Privatpferd verfügen, dessen Qualität seinen militärischen Ruf bis in die Dienstbeschreibung mitbestimmte. Zeigte er sich als ausgezeichneter Reiter auf einem guten Ross, so standen ihm die Türen der Salons von Wien, Budapest oder Prag weit offen.
Jeder Offizier der Armee, auch der Marine, musste reiten können. Bis hinauf zum Kaiser war man vom persönlichkeitsbildenden Effekt der Reitausbildung überzeugt, weshalb auch die Erzherzöge sich bei der Kavallerie hinaufdienen mussten. Franz Josef selbst war ein ausgezeichneter Reiter, der allerdings seine Leibrösser nicht selbst ausbilden konnte, denn das verlangt nach viel Zeit und Ruhe, die ein Herrscher aber nicht hat; das erledigten die Leibbereiter für ihn.
Referent: Martin Haller
Martin Haller wurde 1959 in Wien geboren.1983 übernahm er einen Reitstall in seiner Heimatgemeinde im Wienerwald, begann eine journalistische Karriere und verfasste ab da viele Artikel. Die Mitarbeit an rund 30 Fachzeitschriften machte ihn als Hippologen bekannt, und ab 1992 entstanden seine ersten Fachbücher über Tiere, Sport und Geschichte. Auch als Vortragender und Veranstalter von Seminaren und Kulturveranstaltungen ist er seither international tätig.