Zur Ausstellung
Die einzige Vorgabe an die Künstler ist die Wahl des Mediums 'Malerei', somit ist die Ausstellung nicht nur thematisch dichter, als vergleichbare Themenausstellungen, sondern liefert gleichzeitig einen repräsentativen Querschnitt der aktuellen Trends in der Malerei. Heute erlebt die Malerei wieder eine Renaissance, zum Start des Projektes GENESIS war dieser Hype aber noch nicht absehbar und das Projekt insofern auch zur Bekräftigung der These zu verstehen, dass Malerei auch in unserer Zeit neue, ausdrucksstarke Formen hervorbringt - egal ob figurativ oder abstrakt.
Diese Ausstellung wird zum ersten Mal außerhalb von Wien gezeigt und findet eine Ergänzung in den Einzelausstellungen von 4 Künstlern im Galerieraum (3. Obergeschoß) des Museums.
Die Ausstellung selbst wird ergänzt durch die Präsentation von Bibeln und kirchlichen Objekten, mit Darstellungen aus der Genesis.
Teilnehmende Künstler:
Boris Ionaitis (Russland), Olga Truschnikowa (Russland), Igor Leontjev (Lettland), Ilse Schwarz (Österreich), Raffaele di Meglio (Italien), Renae Jüttner (Deutschland), Erika Seywald (Österreich), Eef Zipper (Holland), Boban Bursac (Kroatien), Michael Geyer (Österreich), Sergej Manzerew (Russland), Miklos Rogan (Ungarn), Marina Janulajtite (Österreich), Stoimen Stoilov (Bulgarien), Michal Bajsarowicz (Polen), Valerija Schuvalova (Lettland), Tamaz Kipschidze (Georgien), Alfred Biber (Österreich), Faek Rasul (Kurdistan), Helga Gärtner (Österreich), Veronika Constantine (USA)
Genesis
Schöpfungsgeschichte und Menscheitsgeschichte aus Sicht der Künstler
Archäologen haben kürzlich im iranischen Elburz-Gebirge Überreste der Arche Noah gefunden - sofort bezweifelten andere Forscher, dass die gefundenen Holzplanken tatsächlich von der Arche Noah stammen. So bleibt das wissenschaftliche Bemühen, Herkunft und Wurzeln der Menschheit zu erforschen, immer nur Stückwerk. Das Alte Testament, insbesondere die Genesis (1. Buch Mose) thematisiert Anfang und Ursprung unserer Welt, die Entstehung der Menschheit und ihre Urgeschichte in einer eigenen Weise. Ob die Berichte historisch oder metaphorisch sind, ist eigentlich unerheblich, da es dabei nicht um eine Menschheits-Chronik geht, sondern um das Wesen des Menschen und um das Wesen der Menschheit.
Die Genesis beschreibt archetypisch nicht nur unsere Herkunft, sondern auch das Wesen unseres Zivilisationsprozesses. Ein Prozess, der keineswegs abgeschlossen ist. Die Interpretation der Genesis kann daher immer die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse mit einbeziehen. Da Wissenschaften aber immer analytisch sind und in ihrer Spezialisierung immer nur Teilaspekte beleuchten, fehlte bislang eine ganzheitliche Interpretation der Genesis. Auch die Theologie arbeitet methodisch wie jede andere Wissenschaft analytisch und kann die ganzheitliche Interpretation der Genesis deshalb nicht für sich beanspruchen. So entstand Ende der 1990er Jahre die Idee, 50 internationalen Künstlern die Interpretation der 50 Kapitel der Genesis zu übertragen.
Angesichts des aktuellen Booms der Malerei ist bereits in Vergessenheit geraten, dass dieses Medium vor zehn Jahren von vielen Seiten als 'antiquiert' bezeichnet wurde. Das Anliegen, die Genesis ganzheitlich zu interpretieren, war daher verknüpft mit dem Anspruch, einen Überblick über Trends zeitgenössischer Malerei zu liefern, um zu zeigen dass Malerei auch zur Jahrhundertwende nichts an Vitalität verloren hat.
Die Postmoderne hat die Stilvielfalt zum Stil erhoben, von einem Stil der 1990er Jahre zu sprechen ist daher schwieriger als von einem Stil der 1920er oder 1950er Jahre. Stilistische Klarheit (und Konformitiät), die ganze Epochen geprägt hatte, scheint überhaupt der Vergangenheit anzugehören. Deshalb ist das entscheidende Kriterium für künstlerische Qualität heute die individuelle künstlerische Handschrift. Eine klar erkennbare künstlerische Handschrift ist bei allen Künstlern, die zur Teilnahme am Projekt GENESIS2000 eingeladen wurden, zu finden. Das Universelle der Genesis soll sich auch durch die gezielte Auswahl von Künstlern aller Kontinente und Weltanschauungen in der Ausstellung widerspiegeln. Darüber hinaus kommen auch Künstler und Künstlerinnen aller Generationen zu Wort.
Stellvertretend für alle Künstler, die dieses Projekt mit ihren Beiträgen bereichert haben, seien hier nur drei Namen genannt, die die Vollendung des Gesamtkunstwerkes - die Interpretation aller 50 Kapitel der Genesis - nicht mehr erleben durften. Der russische Künstler Boris Ionaitis (1944 - 2004) hat das 1. Kapitel interpretiert: 'Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht.' Der Italiener Raffaele di Meglio (1952 - 2005) beschäftigte sich viele Jahre mit dem Bau eines Schiffes und interpretierte den letzten Teil der Geschichte Noahs. Und Valeria Schuwalowa (1956 - 2002) bannte in einer unwahrscheinlichen Intensität den Kampf Jakobs mit Gott auf die Leinwand.
Die Bilder dieser Ausstellung nehmen die Stelle von Erklärungen und theoretischen Abhandlungen ein. Wir leben ja heute in einer Bilder-Welt. Wir schauen uns Kriege und andere Katastrophen live im Fernsehen an. Auch die gesamte Pop-Musik besteht heute nur noch zur Hälfte aus Musik, die andere Hälfte der Popkultur sind Video-Clips. Doch im Unterschied zur schnell-lebigen und das heißt schnell vergänglichen Bilder-Welt der Medien vermittelt diese Ausstellung eine Bilder-Welt mit Welt-Bildern. Diese Welt-Bilder sind einmalig in ihrer Qualität und gehören zum Besten, was die zeitgenössische Malerei heute zu bieten hat. Diese Welt-Bilder können aber auch ein Beitrag sein, das eigene Weltbild zu finden oder zu hinterfragen.
Hubert Thurnhofer, Kurator der Ausstellung
Weitere Details: www.genesis2000.at